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Adventkalender – 14. Tag

Die Schenkung

Endlich erreichten sie den Hafen von Amsterdam. Während der langen Reise waren sie von weiteren Stürmen verschont geblieben und alle Matrosen waren davon überzeugt, dass sie das der Fürbitte Sankt Niclaas’ zu verdanken hatten. Sogar der Kapitän gelangte zur selben Meinung. Noch nie hatte er eine so ruhige Winterreise in den Norden gehabt.
Nick half mit, die Ladung an Land zu schleppen. Dort warteten schon Kaufleute und begutachteten die Ware. Wie Pietro vorausgesagt hatte, waren die Orangen begehrt und erzielten einen großen Gewinn. Auch die Gewürze waren rasch aufgekauft.
Der Kapitän schloss zufrieden seine Geldkassette. Sie war bis zum Rand mit Gold und Silbermünzen gefüllt.
Als das Geschäft vorbei war und Nick sah, dass der Kapitän einen Augenblick Zeit hatte, nahm er all seinen Mut zusammen.
„Ich, ich möchte mich nochmals bedanken, dass Sie mich nicht über Bord geworfen haben.“ stammelte er verlegen. Der Kapitän blickte Nick an. „Dummer Bub“, sagte er, „Hast du wirklich geglaubt, ich würde ein Kind über Bord werfen? Komm mal her.“ Er öffnete seine Geldkassette und nahm einen kleinen prall gefüllten Beutel heraus.
„Ich glaube, ich kann dir vertrauen“, meinte er bedächtig.
Nick nickte eifrig.
„Nimm diesen Beutel und trage ihn zu der kleinen Kirche am Marktplatz. Sie wird gerade gebaut. Du wirst sicher den Pfarrer finden. Gib ihm den Beutel und sage, dass dein Sankt Niklaas unser Schiff vor dem Untergang bewahrt hat und dass es der Wunsch von Juan Fernandez de Calverez ist, dass die Kirche auf diesen Heiligen geweiht wird, der die Seeleute beschützt.“
Der Kapitän gab dem erstaunten Nick den Beutel und lachte.
„Ich habe oft unbemerkt von den anderen deinen Geschichten gelauscht und noch niemals ist mir ein Heiliger so ans Herz gewachsen, wie dein Sankt Niclaas. Wenn auch nur die Hälfte wahr ist von dem, was du erzählst, dann war er ein großartiger Mensch.“
„Es ist alles wahr, Herr Kapitän!“ rief Nick.
„Nimm Brahim mit zur Kirche. Er ist stark und soll dafür sorgen, dass niemand dir den Beutel stiehlt.“ befahl der Kapitän. „Und wenn es dir Zuhause nicht gefällt, dann kannst du nächstes Jahr bei mir anheuern. Ich lege hier immer Anfang Dezember an!“
Gemeinsam mit Brahim trug Nick den Beutel zu der kleinen hölzernen Kirche, die noch längst nicht fertig war. Der Pfarrer staunte nicht wenig, als Nick seinen Auftrag erklärte und ihm den schweren Beutel mit Goldmünzen in die Hand drückte.
„Juan Fernandez de Calvarez“, murmelte er, „muss ein guter Christ sein und ein freigiebiger. Das ist selten.“
Brahim nickte und sein dunkles Gesicht strahlte. „Ja mein Herr, das ist er, und seinem Wunsch sollte man Folge leisten. Sogar ich selbst als spanischer Moriske bin Zeuge geworden, wie Sankt Niclaas unser Schiff gerettet hat. Dieser Bub hier ist in der Heimatstadt des heiligen Bischofs aufgewachsen und weiß alles über ihn.“

Der Priester lud beide ein, zum Abendessen zu bleiben. Brahim dankte.
„Ich muss zum Schiff zurück“, sagte er. „Aber Nick wird gerne bleiben und von Sankt Niclaas erzählen“.
Bevor Nick protestieren konnte, war Brahim verschwunden und Nick blieb nichts anderes übrig, als dem freundlichen Pfarrer in sein kleines Haus zu folgen.

Veröffentlicht unter Adventkalender

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