Vier Nikoläuse
Die Krankenschwester merkte, dass Nick traurig war. Immer wenn sie am Nachmittag Zeit hatte, kam sie an sein Bett und streichelte ihn.
„Wenn ich dir helfen könnte, würdest du es mir sagen?“, fragte sie von Zeit zu Zeit.
Nick nickte jedes Mal stumm. Sie konnte ihm doch nicht helfen. Aber ihre Worte trösteten ihn ein wenig.
Als es Zeit zum Schlafen war, hängte die Schwester lange graue Socken an jedes Bettende.
„Santa Claus wird seinen Rentierschlitten auch zum Krankenhaus lenken. Auf ihn kann man sich verlassen. Aber vergesst nicht, er wohnt dort, wo er alles hören kann. Schließt deshalb die Augen, denkt an eure Herzenswünsche und schlaft ruhig ein“, meinte sie, bevor sie das Licht löschte.
„Auf Santa Claus kann man sich verlassen“ murmelte Nick und er dachte an Nikolaos, an Brahim und Pietro, an Sinterclaas und den schwarzen Piet, an Bob und an Santa Claus. Mit diesen Gesichtern und seinem Wunsch im Herzen schlief er schließlich ein.
Sein Kopf rutschte ruckartig zur Seite und berührte die Tastatur. Aus dem Lautsprecher des Computers erklang ein Warnsignal. Erschrocken wachte Nick auf. Einen Augenblick lang konnte er am Bildschirm den Buben Nikolaos, den Bischof Sinterclaas und den pelzbemützten Santa Claus sehen. Dann sah er nur mehr sein eigenes Bild. Er schaute sich selbst an. Oder war es umgekehrt? Sein Foto schien lebendig, schien ihm aufmunternd zuzunicken. Eine Textzeile zeigte sich am Bildschirm.
„An Namensvetter Nick: wenn du der Vierte im Bunde sein möchtest, dann gib das Passwort ein.“ las Nick.
Sicher nicht, war sein erster Gedanke. Er war froh, wieder zu Hause zu sein. Anscheinend hatte ihn auch niemand vermisst. Er schaute auf die Uhr. Es war kaum eine halbe Stunde vergangen, seitdem er den Computer eingeschaltet hatte.
„Das ist nicht möglich“, murmelte Nick.
„Was Dir nicht möglich erscheint, muss nicht unmöglich sein.“ Wieder hatte sich der Text unmerklich geändert
„Ha, ha, sehr witzig“, sagte Nick laut und musste daran denken, wie er Sinterclaas einen Augenblick lang zwischen den Giebeln hoch oben am Dach gesehen hatte.
„Ho, ho, ho! Das finde ich auch„, meldeten die Zeilen.
„Das klingt nach Bob.“ sagte Nick nachdenklich.
Gleich darauf allerdings lautete der Text: „Ich finde es sehr unpassend von uns, ihn so zu ärgern.“
„Und das könnte Nikolaos gesagt haben“, meinte Nick.
„An Namensvetter Nick, wenn du der Vierte im Bunde sein möchtest, dann gib das Passwort ein.“ mahnte wieder der Bildschirm.
Nick überlegte. Irgendwie wollte er doch gerne der Vierte im Bunde sein. Das Passwort, dachte er. Aber es fiel ihm nicht mehr ein. Er erinnerte sich, dass es in die CD – Rom eingraviert war. Schnell zog er sie heraus.
Freude schenken
las er.
„Das war es nicht“, murmelte er. Er gab es trotzdem ein.
Am Bildschirm erschien das vertraute schmale Bubengesicht von Nikolaos, das würdige ernste Gesicht von Sinterclaas, das runde fröhliche Gesicht von Santa Claus und sein eigenes erstauntes Gesicht. Die Gesichter verschmolzen ineinander. In jedem Gesicht konnte er auch die anderen drei erkennen. Dann wurden sie zu einem einzigen Gesicht und verschwanden.
„Wenn du Freude schenkst, bist du ein Teil von uns, und ein Teil von uns ist in dir. So werden wir zur Wirklichkeit in deiner Zeit.“, stand am Bildschirm. Nick las diese Zeilen.
„Ich will“, sagte er dann.
Es klang wie ein Versprechen.
Danke Rachel. Hatte im Advent nicht genügend Zeit, aber die Geschichte hat für den heutigen Vormittag perfekt gepasst und mir viel Freude bereitet. Ich hoffe meine Freundin hat sie als Adventkalender auch so genossen.