Menü Schließen

Adventkalender – 23. Dezember

Ein Esel am richtigen Platz

„Ja, genauso machen wir es!“ Lottis Wangen glühten vor Aufregung. Das, was Felix sich ausgedacht hatte, war noch viel schöner und größer als ihr eigener Plan. Sie selbst hatte nur vorgehabt, alle Figuren wieder in Watte und Papier einzupacken, sie in den Koffer zu legen und diesen dann dem Herrn Pfarrer nach der Christmette als Weihnachtsgeschenk zu geben. Aber Felix hatte Recht, der kleine Esel sollte schon während der Christmette seine eigene Krippe wieder haben.
„Ob alle auch mitmachen?“, fragte Lotti.
Felix nickte.
„Ganz bestimmt! Wir müssen ihnen nur vorher die Geschichte von dem kleinen Esel und seiner verlorenen Krippe erzählen.“
„Allen?“, fragte Lotti und dachte an Müllbergers Hund. Sie hatte sich noch nie getraut, bei Müllbergers anzuläuten.
„Allen“, sagte Felix. „Zu Weihnachten darf man niemanden ausschließen. Weihnachten ist für alle.“

Beim Mittagessen sagte Lotti: „Ich muss noch mal mit Felix weg.“
„Willst du nicht helfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken?“, fragte Lottis Mama. Da erzählte Lotti die Geschichte vom kleinen Esel und seiner verlorenen Krippe.
„Stell dir vor, Mama. In dem alten Koffer waren alle Figuren.“
„In tausend Stückchen?“, fragte Klausi, der auch zuhörte.
„Nein, jemand hat sie wieder zusammengeklebt.“
„Vielleicht dieser Theo“, sagte Lottis Papa nachdenklich. „Vielleicht hat er den Koffer gebracht?“
„Aber warum hat er ihn dann nicht bis ins Dorf getragen? Den Koffer einfach neben den Schienen abzustellen, das ergibt doch keinen Sinn!“, meinte Lottis Mama.
Ja, das blieb ein Rätsel. Aber Felix Idee fanden die Eltern gut und schön.
„Das hätte ich diesem wilden Kerl nicht zugetraut“, musste sogar Lottis Mama zugeben. „Ich hätte gedacht, dass er die Figuren für sich behalten wolle, um sie zu verkaufen. Bestimmt sind sie wertvoll, weil sie schon so alt sind.“
Da wurde Lotti ein bisschen rot. Es war nicht Felix gewesen, der an das Geld gedacht hatte, sondern sie selbst.
„Darf ich gehen?“, fragte sie rasch.
Und natürlich durfte sie.

Sie rannten durch das Dorf, läuteten überall an und erzählten ihre Geschichte. Sogar die Familie aus der großen Stadt, die Weihnachten im Ferienhaus feiern wollte und eigentlich nicht vorgehabt hatte, zur Christmette zu gehen, versprach zu kommen und zu helfen.
„Jetzt noch zu Müllbergers“, sagte Felix zum Schluss.
Lotti nickte.
Aber als sie vor dem Zaun standen und Müllbergers Hund auf der anderen Seite mit seinen riesigen Zähnen wütend große Stücke aus der Luft herausbiss, sah Lotti, wie Felix ganz blass und zittrig wurde.
„Mir ist schlecht“, sagte Felix leise. „Ich habe zu viel zu Mittag gegessen.“
Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht.
Da begriff Lotti, dass ihm nicht das Mittagessen im Magen lag, aber dass er seine Angst nicht zugeben konnte.
„Geh nachhause und leg dich ein bisschen hin. Du musst doch am Abend dabei sein“, sagte sie tapfer. Felix nickte erleichtert und rannte davon, als ob Müllbergers Hund ihm auf die Fersen wäre. Der jedoch kläffte Lotti noch wütender an.
„Ich wollte zu Weihnachten zwei Kinder aufessen, nicht nur eines“, schien sein Bellen zu sagen.
Lotti holte tief Luft und drückte auf die Klingel.

Aus dem Haus trat wenig später Frau Müllberger.
„Ja, was willst du denn?“, schrie sie, um das Bellen des Hundes zu übertönen.
„Ich habe eine, eine Bitte!“, brüllte Lotti zurück, aber Frau Müllberger verstand sie nicht.
„Was?!“
„Eine Bitte!“
„Warte!“ Frau Müllberger kam auf den Zaun zu.
„Was ist denn los?“, fragte sie und ihre Hand lag auf der Klinke vom Gartentor.
„Nicht aufmachen“, dachte Lotti, aber da drückte Frau Müllberger die Klinke schon hinunter.

adventkalender15_titel

Veröffentlicht unter Adventkalender

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner