Der Inhalt des Koffers
Entgeistert schauten Lotti und Felix auf den Inhalt des Koffers. Lauter Zeitungspapierschnipsel, hunderte, tausende kleine Papierstückchen.
„Was soll das? Das darf doch nicht wahr sein! Wer stellt einen Koffer ab, in dem nur Papiermüll ist?“, rief Felix enttäuscht.
Lotti jedoch vergrub ihre Hände im Papier. Vor zwei Jahren war sie mit den Eltern und dem kleinen Bruder auf einem Jahrmarkt gewesen. Dort konnte man gegen Bezahlung in einer riesigen Tonne mit Papierschnipseln nach versteckten Päckchen wühlen. Wer eines fand, durfte es herausnehmen und behalten. Sie hatte eine kleine Mundharmonika aus Plastik auf diese Weise ergattert und Klausi eine Trillerpfeife. Sie hatten den ganzen Heimweg im Auto darauf herumgeblasen, bis ihr Vater meinte, dass diese Attraktion keine Kinderglückstonne sondern eine Elternqualtonne wäre.
„Was machst du?“, fragte Felix sie.
Aber da hielt ihm Lotti schon ein Päckchen aus braunem Packpapier unter die Nase. Sofort fing auch Felix an zu suchen. Bald stapelten sich die Päckchen neben dem Koffer. Keines war größer als eine Orange und sie fühlten sich, wenn man vorsichtig darauf herum drückte, ganz weich an.
Schließlich glaubten sie, im Papiermüll alle Päckchen gefunden zu haben.
„Bestimmt ist etwas Wertvolles und Zerbrechliches drinnen“, sagte Felix, „Warum sonst hätte man es auf diese Weise im Koffer verpackt?“
Er fischte eines der Päckchen aus dem Stapel und fing an, das Klebeband abzulösen, mit dem das Papier mehrmals umwickelt war. Lotti schaute ihm zu.
Es dauerte mehrere Minuten, bis Felix schließlich das Papier entfernen konnte und darunter einen Wattebausch freilegte. Mit seinen Fingern zog er die Watte behutsam auseinander, während Lotti ihre Hände, wie eine schützende Schüssel darunter hielt.
Bald plumpste ein kleiner Gegenstand hinein.
„Das ist ja, ein Schaf“, sagte Lotti überrascht.
In der Tat sie hielt ein kleines Schaf aus gebrannter und glasierter Keramik in ihrer Hand.
Felix nahm es ihr weg und betrachtete es genau. „Siehst du diese feinen Risse, Lotti? Ich glaube, es war einmal in viele Stückchen zerbrochen, und jemand muss es wieder zusammen geklebt haben. Es muss wertvoll sein, sonst hätte man sich nicht die Mühe gemacht“, urteilte er.
„Ein Schaf?“ Lotti konnte sich nicht vorstellen, dass so ein kleines Schaf – es war nicht einmal besonders schön – wertvoll sein konnte.
„Wenn es sehr alt ist“, sagte Felix. „Oder wenn es nur EIN solches Schaf auf der ganzen Welt gibt. Ein einmaliges Schaf also. Oder wenn es von einem berühmten Künstler gemacht wurde. Ich wette, es ist tausend Euro wert.“
