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Adventkalender – 23. Dezember

pferd2Ich habe euch belauscht“, sagte Don Ricardo. „Was ihr vorhabt ist Kindesentführung. Darauf stehen strenge Strafen, Auspeitschen, Schandpfahl und Kerkerhaft.“
„Don Ricardo“, bat Cosmo, „Wir tun es für Matteo. Es ist seine einzige Chance. Lasst uns bitte durch. Verratet uns nicht.“
Don Ricardo schüttelte den Kopf. „Ihr dürft euch nicht auf diese Weise strafbar machen.“
Ibrahim trat vor Don Ricardo. Seine Hand ruhte auf seinem Dolch. „Don Ricardo“,  erwiderte er entschlossen. „ich bin Don Matteos Sklave, aber er hat es mich nie spüren lassen. Er hat mir mehr Achtung und mehr Vertrauen entgegen gebracht, als mein eigener Onkel, der mich in die Sklaverei verkauft hat. Ich habe Allah geschworen für Don Matteos Leben zu bürgen. Jetzt kann ich für das Leben seines Sohnes einstehen und ich werde es tun, auch gegen Euren Willen.“
„Ich auch“, sagte Cosmo.
„Ich auch“, flüsterte Marietta und drückte den kleinen Matteo fest an sich.
Don Ricardo blickte die drei jungen Menschen an. Sie wussten nicht, wie aussichtslos ihr Plan war und in welches Verderben sie sich dadurch stürzen würden. Das konnte er nicht zulassen.
„Dann werde ich euch begleiten. Matteo ist das Kind meines Neffen, und wenn ich dabei bin, kann man euch nicht wegen Kindesentführung belangen. Aber ihr müsst mir versprechen, dass, wenn dieser Bruder Francesco kein Wunder wirken kann, wir das Kind in den Wald bringen, wo es dem Gesetz nach hingehört.“
Cosmo, Ibrahim und Marietta nickten.
In raschem Tempo ritten sie nach Assisi. Sie vermieden die Hauptstraße und umgingen Dörfer. Nach ungefähr elf Meilen sahen sie Assisi auf einem Hügel vor einem Berg liegen.
„Dort hinauf müssen wir“, sagte Marietta und zeigte auf den Berg. „An seinem Südhang, oberhalb der Stadt gibt es Höhlen. Dort hat Bruder Francesco ein einfaches Kloster errichtet für sich und seine Mitbrüder. Bestimmt finden wir ihn dort.“
In einem weiten Bogen umgingen sie die Stadtmauer. Niemand sollte sie sehen. Bald verschluckte der dichte Wald sie. Sie mussten absteigen und die Pferde führen. Schließlich fanden sie einen kleinen ausgetretenen Pfad. Sie folgten dem Weg und gelangten zu einem Bach, der leise murmelnd durch eine kleine Schlucht floss.
„Hier muss es sein“ sagte Marietta und zeigte auf einige dunkle Flecken in der felsigen Waldschlucht.
Cosmo kniff seine Augen zusammen. Es waren kleine Höhlen, bei einigen konnte er kleine einfach gemauerte Vorbauten sehen, die wohl die Höhle vor der Witterung schützen sollten. Sie banden die Pferde an einem Baum fest und stiegen zu den Höhlen hinauf.
„Hallo, ist da jemand?“ rief Ibrahim laut, als sie niemanden entdecken konnten. Seine Stimme hallte in der Schlucht. Sie lauschten. Keine Antwort.
„Bruder Francesco ist nicht da!“ stellte Cosmo enttäuscht fest. „Die Reise war umsonst. Was sollen wir nun tun?“
„Es ist kalt und es nieselt“ sagte Don Ricardo. „Das Kind friert und wenn wir nicht zurück reiten, werden wir uns im Wald verirren. Bald wird die Dunkelheit hereinbrechen.“
„So leicht gebe ich nicht auf“ erwiderte Ibrahim mit fester Stimme.
„Vielleicht ist Bruder Francesco unterwegs. Vielleicht kommt er erst am Abend“, sagte Marietta leise.
„Wir könnten in einer der Höhlen übernachten“, meinte nun auch Cosmo. „Wir machen ein kleines Feuer, finden ein wenig Stroh, um das Kind darauf zu betten und warten auf Bruder Francesco.“
Alle drei blickten Don Ricardo bittend an.
Dieser seufzte. „Ich glaube nicht, dass es einen Sinn hat.“
„Bitte“, flüsterte Marietta. „Eine Nacht, eine einzige Nacht. Das macht keinen Unterschied.“
Sie blieben.

Veröffentlicht unter Adventkalender

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