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Adventkalender – 22. Dezember

wiegeGegen Aussatz gibt es keine Heilmittel“, sagte Ibrahim leise.
Cosmo nickte. Auch bei ihm zu Hause gab es Aussätzige. Diese wurden, sobald sich die
Krankheit zeigte, aus ihren Häusern vertrieben und fristeten ein erbärmliches Leben in den Wäldern. Sie mussten immer eine Rassel bei sich tragen und damit scheppern, sodass man ihnen im Wald ausweichen konnte. Manchmal gab es gute Menschen, die den Kranken ein Bündel mit Essen oder Kleidung hinlegten. Meistens mussten sie von dem leben, was sie im Wald finden konnten.
„Nur ein Wunder kann Matteo retten“, murmelte Cosmo. Aber die Zeit der Wunder war längst vorbei.
„Wenn Jesus noch leben würde, dann könnten wir mit Matteo zu ihm gehen und ihn heilen lassen. Jesus konnte das.“ sagte Cosmo.
„Mohammed auch“, fügte Ibrahim hinzu. „Aber beide sind schon viele Jahrhunderte tot.“
„Bruder Francesco! Wir müssen ihn zu Bruder Francesco bringen!“ rief Marietta auf einmal. Ihr Gesicht leuchtete hoffnungsvoll.
„Bruder Francesco?“
„Ja, er ist ein heiliger Mann. Er lebt in den Wäldern von Assisi. Er kann Wunder wirken. In Gubbio, wo meine Schwägerin wohnt, hat er einen wilden Wolf gezähmt nur durch Worte und Handauflegen. Jetzt spielt dieser Wolf wie ein Lamm mit den Kindern des Dorfes. Er kann mit den Vögeln reden und Rosen im Winter zum Blühen bringen. Alle, nicht nur die Menschen, sind seine Brüder. Er war einmal ein reicher Mann, bis Jesus ihn rief. Da hat er alles, was er besaß, seinem Vater zurückgegeben und seitdem, so sagt er, ist Bruder Armut sein Reisebegleiter.“
„Bruder Armut!“ rief Cosmo. „In Bologna haben wir einen Mönch getroffen. Er hat uns geholfen und er nannte seinen Reisebegleiter Bruder Armut. Dieser Mönch war jung, groß und stark. War das Francesco?“
Marietta schüttelte den Kopf.
„Bruder Francesco ist ein älterer Mann. Aber es gibt schon viele Männer und auch Frauen, die es ihm gleich tun. Auch Donna Lydia bewundert ihn. Deshalb hat sie Matteo als zweiten Namen Francesco gegeben.“
„Wenn Bruder Francesco wirklich Wunder wirken kann“, unterbrach Ibrahim Marietta, „Dann sollten wir mit Matteo aufbrechen, bevor uns jemand daran hindert.“
Keiner der drei dachte mehr an die Gefahr, die von Matteo ausging. Sie kleideten das Kind warm an, packten Beutel mit Proviant und warmen Decken und sattelten die Pferde.
Als sie sich heimlich davonschleichen wollten, versperrte Don Ricardo ihnen den Weg.

Veröffentlicht unter Adventkalender

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