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Adventkalender – 17. Dezember

Draußen war es finster. Vor den Läden, Wirtschaften und Häusern brannten Lampen, die
kleine helle Flecken auf die gepflasterte Straße warfen. Cosmo blickte nach links und nach rechts. Er wusste nicht mehr in welche Richtung sie gehen sollten. Auch Ibrahim zögerte.
„Wohin müsst ihr?“ fragte der Mönch hilfsbereit.
„Ich glaube nach links“, meinte Ibrahim unschlüssig. „Jetzt im Dunkeln sehen alle Häuser gleich aus.“
„Neben unserem Haus lag eine große Kirche mit einem Marktplatz davor“, sagte Cosmo.
„Davon gibt es in Bologna Dutzende“, antwortete der Mönch. „Wie heißt denn euer  Gastgeber?“
Ibrahim schaute Cosmo an und Cosmo schaute Ibrahim an. Sie wussten es nicht. Mit den Münzen in der Hand waren sie voller Abenteuerlust losgezogen, ohne sich darum zu kümmern.
„Das ist eine schöne Bescherung“ sagte der Mönch.
„Das Haus hatte ein Relief über der Tür, eine Weltkugel“, erinnerte sich Cosmo plötzlich. Er blickte den Mönch hoffnungsvoll an.
„Dann suchen wir also eine Kirche mit einem Marktplatz davor und daneben liegend ein Haus mit einer Weltkugel“, meinte der Mönch. „Das wir ein langwieriges Unterfangen.“
Ibrahim erschrak. „Ihr habt meinetwegen noch kein Abendessen bekommen“, sagte er zerknirscht.
„Ach, was ist ein hungriger Magen, wenn man statt dessen die Seele mit Dankbarkeit gefüllt bekommt.“ sagte der Mönch.
„Aber gewiss habt ihr selbst ein Ziel vor Augen.“
„Ein Ziel?“, fragte der Mönch.
„Ja eine Unterkunft für die Nacht, ein Kloster, ein Bett. Irgendwo wird man euch bereits erwarten.“ verdeutlichte Ibrahim seine Frage.
„Da mach dir keine Sorgen. Wer wie ich mit Bruder Armut auf Reisen geht, für den ist immer gut gesorgt. Er ist ein verlässlicher Reisebegleiter. Ob Speis, ob Trank oder Schlafstätte, Bruder Armut kümmert sich darum.“ Der Mönch spricht in Rätseln, dachte Cosmo.
„Auf geht´s „, sagte der Mönch und mit Cosmo und Ibrahim an seiner Seite spazierte er die Gasse entlang.
An vielen Kirchen kamen sie vorbei. Jedes Mal suchten sie das Haus mit der Weltkugel. Sie waren bereits über eine Stunde unterwegs, als die schmale Gasse, durch welche sie schritten, auf einen großen Platz mündete.
„Das ist der Platz“ rief Ibrahim aufgeregt. „Dort ist die Kirche, ich erkenne sie wieder, und daneben muss das Haus sein.“
Er riss sich los und rannte zur Kirche hin. Cosmo folgte ihm. Wirklich, sie hatten das Haus mit der Weltkugel gefunden. Erleichtert klopften sie an die Tür. Ein Hausdiener öffnete einen Spalt und lugte misstrauisch in die Nacht hinein.
„Wir sind es!“ rief Cosmo. „Wir gehören zu Don Matteo.“
Mit einer Lampe beleuchtete der Diener die Gesichter der Buben. Er nickte. „Kommt rasch herein.
Wieso kehrt ihr erst so spät zurück?“
„Weil wir uns verirrt hatten“, erklärte Ibrahim. „Der Mönch!“ Er hielt inne. Sie mussten sich noch bei dem Mönch bedanken. Er blickte über den finsteren Platz. In der Dunkelheit konnte er keine Gestalt erkennen. Der Platz schien verlassen zu sein.
„Kommt herein. Zögert nicht“, mahnte der Diener ungeduldig. „Die Herrschaftszimmer sind gut geheizt und eine offene Tür bringt nur Kälte herein.“
Cosmo und Ibrahim betraten das Haus. Hinter ihnen verschloss der Diener sorgfältig die Tür.
Oben im Schlafraum unter dem Dachboden, krochen sie rasch unter die Decke. Hier wurde nicht geheizt.
„Glaubst du ist der Mönch einfach weggegangen?“ fragte Ibrahim.
„Wahrscheinlich“, gähnte Cosmo, bereits im Halbschlaf.
„Er war ein guter Mann“, meinte Ibrahim, „Ich wollte, ich hätte Zeit gehabt, mich bei ihm richtig zu bedanken.“

Veröffentlicht unter Adventkalender

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