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Gottesdienst, religiöse Veranstaltungen und kulturelles Leben in der Pfarre

Die Gottesdienstgestaltung in der Pfarre ist ein getreuliches Spiegelbild der liturgischen Neuerungen im Laufe der letzten Jahrzehnte, besonders bedingt durch die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils. Dies mag für so manche Pfarre mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein, keineswegs jedoch für die Pfarrgemeinde St. Leopold. Der Grund hiefür mag zwei Wurzeln haben: Erstens die jahrelange Arbeit des hochwürdigen Chorherren Pius Parsch in St. Gertrud; seine Bibelstunden und seine Liturgiegestaltung weckten in so manchem Klosterneuburger Interesse für Bibellesungen und Liturgie. „Volksliturgische Messen“ wurden vereinzelt auch schon bei verschiedenen Anlässen außerhalb von St. Gertrud gefeiert und brachten so das liturgische Geschehen am Altar den Gläubigen nahe. Und zweitens waren alle Pfarrer von St. Leopold, ausgenommen der hochwürdige Herr Dr. Tomola, Mitbrüder des genannten Chorherren und zum Großteil auch seine Schüler; sie waren mit seinem Gedankengut aufs innigste vertraut.

Theodor Kardinal Innitzer Erzbischof von Wien

In unserer Pfarre wurde jede Neuerung vorher mit den Gläubigen besprochen und jeweils versucht, den goldenen Mittelweg zu finden. Altbewährtes wurde, soweit es mit der Liturgiereform vereinbar war, beibehalten und mit dem Neuen zu einem harmonischen Ganzen gestaltet.

St. Leopold war von der Weihe der Kirche an bis Februar 1940 eine Rektoratskirche und wurde zu diesem Zeitpunkt vom damaligen Erzbischof von Wien Theodor Kardinal Innitzer zur Pfarre erhoben.

Ab dieser Zeit konnte in unserer Pfarrkirche täglich das heilige Messopfer dargebracht werden. An Sonntagen wurde um 8 und 10 Uhr eine heilige Messe zelebriert, um 17 Uhr war Segensandacht. Das religiöse Leben in der Pfarre erstarkte von Woche zu Woche, sehr zum Verdruß der damaligen Machthaber. Pfarrer Oswald überliefert in der Pfarrchronik ein Zitat eines damaligen NSDAP-Funktionärs: „Die Schwarzen zogen wie Ameisen von allen Seiten in die Sachsengasse.“ Der Schreiber dieser Zeilen, der, wenn auch zum Kriegsdienst eingezogen, fallweise die hl. Messe in St. Leopold besuchen konnte, erinnert sich an einen Hirtenbrief des Erzbischofs von Wien, in dem dieser ganz deutlich zum Ausdruck brachte, daß auch im Kriege das Morden verboten und eine schwere Sünde sei. Am 8. 4. 1945 wurde letztmalig Gottesdienst in St. Leopold gefeiert und anschließend das Allerheiligste in die Stiftskirche übertragen. Der Chronist – Pfarrer Oswald Rod – berichtet, daß soweit wie möglich, oft unter Lebensgefahr, die Sterbenden versorgt, die Toten eingesegnet und bestattet wurden.

Wann nach Beendigung der Kampfhandlungen wieder Gottesdienst in unserer Pfarrkirche gefeiert werden konnte, geht aus der Chronik nicht hervor. Soweit eine Rücksprache mit noch lebenden Zeitzeugen ergab, dürfte die Gottesdienstfeier sehr bald wieder aufgenommen worden sein. Dreimaliger Gottesdienst an Sonntagen wurde bald eingeführt und bis in die jetzigen Tage aufrecht erhalten. Anstelle von Segensandachten trat sonntags die Feier einer Abendmesse. Sobald dies möglich war, wurde auch die Feier einer Vorabendmesse vor Sonn- und Feiertagen eingeführt. So können heute den Gläubigen vier Sonntags (Feiertags)-Gottesdienste angeboten werden: Samstag 18 Uhr (Sommer 19 Uhr), Sonntag 8 Uhr Pfarrmesse, 9.30 Uhr Kindermesse und 18 Uhr Abendmesse.

Im Laufe der Jahre hat die Gottesdienstgestaltung immer wieder neue Impulse erhalten. Auf Grund der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde im Jänner 1970 erstmals die heilige Messe nach dem neuen Ritus gefeiert.

Auch die Kirchenmusik hat in unseren Gottesdiensten nicht gefehlt. Bereits 1948 wurde der Kirchenchor St. Leopold gegründet, der zu Ostern dieses Jahres erstmals mit einem lateinischen Hochamt vor die Öffentlichkeit trat. Seither hat der Chor vierzig Jahre hindurch immer wieder zur feierlichen Gottesdienstgestaltung beigetragen. Ein ausführlicher Bericht über die Tätigkeit des Kirchenchores wurde in unserem Pfarrbrief vom Mai 1988 zum vierzigjährigen Bestandsjubiläum des Chores veröffentlicht.

In den letzten Jahren hat auch unsere Jugend wiederholt Gottesdienste mit rhythmischen Liedern gestaltet. Diese Form der Meßfeier wurde zunächst mit geteilter Meinung aufgenommen, hat aber inzwischen großen Anklang gefunden. Bei besonderen Anlässen — vor allem bei der Pfarrfirmung — gestalten unsere Jugendlichen die Liturgie unter reger Beteiligung der Pfarrgemeinde mit rhythmischen Liedern.

Pfarrer Ubald berichtet über das Jahr 1947, daß in St. Leopold 20 Kinder getauft wurden und weitere 22 Kinder aus dem Pfarrsprengel in fremden Pfarren das hl. Taufsakrament erhielten (damals war es noch üblich, Kinder in den Krankenhauskapellen taufen zu lassen). 20 Paare spendeten einander das heilige Sakrament der Ehe, 33 Verstorbene wurden zu Grabe getragen. Der Kirchenbesuch lag damals bei 15 % und hatte gegenüber den Kriegsjahren sicherlich abgenommen; er liegt nunmehr 1987 bei etwa 18 %. Entsprechende Eintragungen finden sich in der Pfarrchronik der Folgejahre nicht, doch könnten die Zahlen aus den Kirchenbüchern jederzeit entnommen werden. Die Zahl der Erstkommunikanten wurde fast alljährlich festgehalten und lag bei etwa 25 Kindern jährlich. Wesentlich schwankender ist die Zahl der Firmlinge, dürfte jedoch kaum über 25 pro Jahr hinausgegangen sein. Das hl. Sakrament der Firmung wurde zumeist vom hochwürdigsten Herrn Prälaten des Stiftes gespendet. Selbstverständlich wurde auch bei kanonischen Visitationen vom visitierenden Bischof das Sakrament der Firmung gespendet.

Die Kreuzwegandacht wurde und wird auch jetzt noch alljährlich mit den Gläubigen gebetet. Der Brauch, eigene Fastenpredigten zu halten, fand insoferne eine Veränderung, als diese Predigten in die Meßfeier insbesondere der Abendmessen verlegt wurden. Alljährlich im Mai wurde und wird Maiandacht gehalten; sie war vielfach mit Predigten verbunden.

Zu einem festen Bestandteil pfarrlichen Lebens gehören auch die jährlichen Pfarrwallfahrten; als Wallfahrtsorte wurden hauptsächlich solche ausersehen, die leicht in einer Tagestour mit Autobus erreicht werden können, z. B. Maria Taferl, Maria Dreieichen, Hoheneich bei Gmünd, Mariazell und Pöllauberg. Diese Wallfahrten wurden teilweise mit einem kulturellen Programm verbunden, wie etwa dem Besuch der Kuenringerausstellung in Zwettl oder der Ausstellung im Stift St. Florian. Besondere Bedeutung kommt in unserer Pfarre der regelmäßigen Lesung der Heiligen Schrift im Rahmen eines Bibelabends zu. Bereits im Oktober 1950 hielt Dr. Pius Parsch eine Bibelwoche, die sehr gut besucht war. Auch Herr Petrus Fourerius Tschinkel hielt in unserer Pfarre Bibelstunden; später übernahm sie der leider so früh verstorbene damalige Diakon Anton Stoltz. Bis auf den heutigen Tag werden diese Bibelstunden durch unseren Pfarrer Hermann Schwab fortgesetzt.

Als besonders religiöses Ereignis sei noch die Volksmission vom 19. 4. bis 4. 5. 1952, gehalten von zwei Priestern aus dem Lazaristenorden, in Erinnerung gebracht. Die Beteiligung an den Vorträgen war ausgesprochen gut.

Bereits 1946 konnte anläßlich des Fronleichnamsfestes die erste theophorische Prozession im Freien abgehalten werden.

Im Laufe der Jahre wurde die Zahl der Fronleichnamsaltäre von zwei auf vier erhöht.

Mit Schreiben vom 27. 4. 1950 wurde vom erzbischöflichen Ordinariat der 29. 9. als Anbetungstag für die Pfarre festgelegt. Leider hat im Laufe der Jahre so wie in den meisten Kirchen die Bereitschaft, das Allerheiligste zu besuchen, sehr abgenommen.

In der Adventzeit fand praktisch alljährlich ein Einkehr- bzw. Besinnungsnachmittag statt, der jeweils unter der Leitung erfahrener Seelsorger stand. Die Arbeit in religiösen Gruppen, sei es mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, hat sich im Laufe der Jahre den jeweiligen Verhältnissen angepaßt. Als besondere Gruppe seien noch die so zahlreichen und eifrigen Ministranten erwähnt. Immer wieder ist das Presbyterium voll dieser braven Diener am Tisch des Herrn, oder, wie ein alter Priester sie nannte, „Lausbuben Gottes“.

Das kulturelle Leben hat in der Pfarre immer seinen Platz gefunden. So gab es über Jahre hindurch eine rührige Theatergruppe, der es gelang, viel Heiterkeit in das Volk hineinzutragen. Rezitationsabende teils mit religiösem, teils mit profanem Charakter fanden immer wieder gebührenden Anklang. Derzeit hat sich die Abhaltung von Pfarrabenden mit den unterschiedlichsten Themen als günstig erwiesen.

Nicht vergessen seien die fleißigen Frauenhände, die alljährlich einen Weihnachtsmarkt vorbereiten und durchführen, dessen Reinertrag für verschiedene pfarrliche Zwecke verwendet wird. Besonderen Anklang findet das vor einigen Jahren begonnene und von mehreren Frauengruppen vorbildlich betreute Pfarrcafe. Hier besteht die Möglichkeit, sich nach der 8 Uhr bzw. 1/2 10 Uhr Messe am Sonntag bei Kaffee und Kuchen auszuplaudern.

Sicherlich verdiente noch die eine oder andere Aktivität genannt zu werden, doch würde dies den Rahmen der Ausführungen sprengen.

Die Seelsorger in St. Leopold seit der Kirchenweihe

aktuelle Daten

Alle Priester, ausgenommen Hochwürden Herr Dr. Anton Tomala, waren Chorherren des Stiftes Klosterneuburg. Weiters ist zu erwähnen, daß der hochwürdige Herr Koloman Harasta von März 1943 bis Juni 1946 neben Hochwürden Oswald Rod Kirchenrektor in St. Leopld war.

Nicht vergessen darf die ständige aushilfsweise Betreuung der Pfarre durch Priester des Chorherrenstiftes werden. Namentlich seien zwei Chorherren genannt:

Hochwürden Stiftsdechant Werner Taschner, der am 4. 12. 1965 im Stift verstarb, und Hochwürden Herr Zentraldirektor Leo Musina.

Dechant Werner Taschner hat jahrelang eine, zeitweilig auch zwei Sonntagsmessen in unserer Pfarre gefeiert. Herr Zentraldirektor Leo Musina zelebriert seit Jahren fast regelmäßig sonntags die 8 Uhr Messe.

Der Herr lohne allen Priestern ihre Tätigkeit und nehme alle verstorbenen Seelsorger in seine Herrlichkeit auf.

Veröffentlicht unter Chronik

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